Die Volkswerft als Teil von Nordic Yards 2014-2016
​
Nach der Insolvenz der Wadan Werften in Warnemünde und Wismar im Jahr 2009 entstanden die Nordic Yards Werften unter dem Werftchef Witali Yussufow in diesen Standorten. Anfang August 2012 waren ca. 1100 bei NY beschäftigt.
Hier wurden bis 2014 neben Schiffen 3 Konverterplattformen auf beiden Werften gebaut. Der Auftrag für den Bau der mehrere Hundert Millionen Euro teuren Offshore-Umspann-Plattform DolWin gamma kam vom französischen Konzern Alstom. Der Name DolWin wurde auf Basis des Standortes in der Meeresbucht Dollart und Wind gebildet. Gamma, weil es die dritte Plattform des Betreibers ist.
​
Diese Plattform sollte, so der Plan, ab 2017 etwa 900 MW aus erneuerbare Energie ins deutsche Stromnetz einspeisen. Mit Übertragungskabel - 83 Kilometer auf See und knapp B0 Kilometer an Land betrug das Investitionsvolumen eine Milliarde Euro. Bei Baubeginn 2014 sollte die Plattform so hoch wie ein elfstöckiges Hochhaus und 55 Meter breit werden.
​
Ende Mai 2014 gelang es, mit Unterstützung der Landesregierung die Insolvenz der P+S Werften Standort Stralsund mit der Übernahme des Werftstandortes in die Nordic-Yards-Werftengruppe erfolgreich abzuschließen. Auf Basis des Gesellschaftervertrages vom 15. Mai 2014 erfolgte am 20. Mai 2014 die Eintragung ins Handelsregister Stralsund. Als Geschäftsführer waren Jürgen Wollny aus Hamburg und Fred-Günther Wegener aus Kritzmow bestellt worden.
​
150 Stralsunder Schiffbauer konnten beginnen erstmals Segmente der Offshore-Konverterplattform für den französischen Industriekonzern Alstom und den Netzbetreiber Tennet zu fertigen. Man hoffte die Zahl der Mitarbeiter im ersten Halbjahr 2015 auf 200 aufstocken zu können. Bis Ende 2017 sollte die Mitarbeiterzahl 500 Mitarbeiter erhöht werden. Im Juni 2014 wartete die Volkswerft auf den Zuschlag für eine Offshore-Umspann-Plattform aus Spanien. Nur mit diesem Auftrag schien es möglich die eingegangene Beschäftigungsgarantie mit 250 Jobs bis zum Ende des Jahres einhalten zu können. Aber was ist zwischen Januar 2014 und Mai 2016 auf der Stralsunder Werft unter Nordic Yards geleistet worden?
​
Mit der Docklegung am 30. Januar 2015 in Warnemünde war Baubeginn für die 800 Millionen Euro teure Energieumspannplattform DolWin Gamma. Aber für die dafür benötigten zwei Standfüße, war noch kein Baubeginn. Ursprünglich sollten die beiden als Standfüße, sogenannte Jackets, für die Plattform in Wismar gebaut werden. Aber im Zuge der weiteren Projektentwicklung zeichnete sich ab, das wegen mangelnder Transportlogistikkapazitäten, hier vor allem Krankapazität, dies in Wismar nicht möglich war, auch Stralsund hatte diese Kapazitäten nicht.
Da die am 15. Mai 2014 gegründete Nordic Yards Stralsund GmbH inzwischen fester Bestandteil des Werftenverbundes war, hierzu gehörten die Werften in Wismar und Warnemünde, wurde die Fertigung der beiden Jackets auf die beiden Werftstandorte Wismar und Stralsund aufgeteilt. Zum 14. November 2014 lud die Leitung des Standortes Stralsund in einer Rundmail alle Mitarbeiter zum Baubeginn eines Teil-Jackets für die Offshore-Plattform „Dolwin gamma“ ein mit dem Hinweis, das für das leibliche Wohl in Form eines kleinen Frühstücks in die Halle 205 gesorgt sein wird.
​
So war in Stralsund am 14. November 2014 wegen noch fehlender Schweißprüfunngen mit nur 2 Arbeitskräften Baubeginn für das Jacket. Die Anzahl der am Jacketbau eingesetzten Schiffbauer konnte nach Ablegen der erforderlichen Schweißprüfungen kontinuierlich erhöht werden. In den Hochzeiten waren dann bis zu 200 Arbeitskräfte daran beteiligt.
Baustart des Jackets
Am 16. Mai 2016 war das Sailout des in Stralsund rund 5000 Tonnen schweren Jacket für die neue Nordsee-Plattform ,,DolWin Gamma".
Für das auf eine Barge verladene Jacket begann die Seereise am 18. Mai 2016 mit Schlepperhilfe zu seinem Standort vor den ostfriesischen Inseln.
Der Abtransport des Jackets
In einem Zeitungsartikel der Ostsee-Zeitung v. 14. Juni 2016 berichtet der Projektleiter Tomassini, das das untere Ende des Fundaments in einer Tiefe von rund 28 Metern auf einer vorbereiteten Fläche platziert worden sei.
Die Jackets auf See
Im Frühjahr 2016 zeichneten sich auch in diesem Projekt erste finanzielle Schwierigkeiten ab. Wieder warteten offenbar Zulieferer auf ihr Geld. So sagte der Firmenchef Harald Selck der Firma Kühl- und Klimatechnikbauer KLH aus Bargeshagen im NDR Nordmagazin am 14.April 2016 das seine Außenstände beim Bau der Umspannplattform "DolWin qamma" auf mehr als 1,5 Millionen Euro gestiegen seien. Seine Firma sei aber nicht die einzige, die als Zulieferer auf Geld von Nordic wartet. Zahlreiche Zulieferer stellten in den nächsten Tagen und Wochen ihre Arbeit ein.
​
Für 1400 Mitarbeiter waren dies Vorboten von schon oft Erlebtem. Leider war das während dieser 2 Jahre auch die einzige Fertigung in Stralsund. Ein Folgeauftrag für eine Offshore Windenergieanlage aus Spanien konnte nicht nach Stralsund geholt werden. Nordic Yards war bei einer Ausschreibung über eine Umspannplattform für den Windpark Wikinger vor Rügen leer ausgegangen. Diese ließ der spanische Betreiber Iberdrola im spanischen Cadiz bauen.
​
Auch in den anderen beiden Werftstandorten Wismar und Warnemünde waren keine Folgeaufträge abzusehen. So stand die Leitung des Werftenverbundes im Frühjahr 2016 vor der unangenehmen Aufgabe, um eine Insolvenz zu vermeiden die 3 Werften zu verkaufen. Aber dieses Ziel konnte durch den Verkauf aller drei Wertstandorte an Genting Hong Kong (GHK) im Frühjahr 2016 erreicht werden. Nach dem Ende der Nordic-Yards -Ära sollte auf den MV Werften in Wismar, Stralsund und Warnemünde Anfang 2018 mit dem Bau von großen Kreuzfahrtschiffen begonnen werden.
Am 09. November 2017 wurde die Nordic Yards Stralsund GmbH am Amtsgericht Stralsund gelöscht.